Schon vor seiner Ausbildung hat Marvin Alex-Rohde viel Zeit in seinem Leben im Krankenhaus verbracht. Als Jugendlicher erkrankte er an Tuberkulose, musste an der Lunge operiert werden. Während dieser Zeit lernte er die Arbeit der Menschen im Krankenhaus hautnah kennen, war begeistert von der Kombination aus Fürsorge und Wissen, die die Mitarbeiter mitbrachten. So reifte in ihm der Wunsch, Gesundheits- und Krankenpfleger zu werden.
Das erzählte er auch der Mutter eines Freundes, einer Ärztin. Diese hörte sich kurzerhand nach einem Ausbildungsplatz für Marvin um – und hatte Erfolg. Einzige Bedingung für Marvin: Ein Realschulabschluss mit guten Noten. Also fing Marvin an zu büffeln. Eine besondere Herausforderung für den heute 21-Jährigen, der erst vor fünf Jahren aus Nigeria nach Deutschland kam, und Sprache und Schulsystem komplett neu lernen musste. Aber eine, die Marvin meisterte: Mit hervorragenden Noten schloss er nicht nur die Realschule ab, sondern sicherte sogar noch eine Empfehlung fürs Gymnasium. Doch für ihn war längst klar: Die Ausbildung zum Pfleger ruft.
Mittlerweile hat Marvin die Ausbildung fast abgeschlossen, rückblickend erinnert er sich: „Das erste Ausbildungsjahr war nicht einfach.“ Trotzdem hat er durchgehalten. „Jetzt bin ich mir sicher, dass es die richtige Ausbildung für mich ist“, sagt Marvin. Das findet auch sein Vater Rainer Rohde, der früher ebenfalls eine Ausbildung im medizinischen Bereich gemacht hat. An Marvin bewundert er vor allem den „unfassbaren Willen“: „Deswegen habe ich einen riesigen Respekt vor meinem Sohn“, sagt er.
Wie es bald weitergeht, weiß Marvin schon: Er möchte eine Weiterbildung zur Fachpflegekraft für Intensivpflege und Anästhesie machen und anschließend erst einmal Berufserfahrung sammeln. Vater Rainer hat seinen Sohn von Beginn an unterstützt. „Ich finde es total super, wenn Jugendliche eine Ausbildung machen.“ Gerade für Kinder, die nach zehn Jahren „einfach schulmüde“ seien, sei dieser Schritt richtig, sofern sie den richtigen Ausbildungsberuf fänden. „Und auch nach der Ausbildung haben sie immer noch die Möglichkeit, sich praktisch oder schulisch weiterzubilden“, meint Rainer: „Das ist das Gute an unserem Schulsystem: Einem stehen immer alle Türen offen.“